Stadtchronik von 1664-1795

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Jahr Ereignis
1664

Unter kurmainzischer Herrschaft
(5. Oktober) Gewaltsame Unterwerfung der Stadt nach Belagerung durch das Heer des Erzbischofs, dem 15.000 Soldaten, darunter 6.000 Franzosen, angehören. Die Stadt verliert ihr umfangreiches Landgebiet sowie wichtige Bereiche der kommunalen Selbstverwaltung und damit auch ihre über Jahrhunderte erfolgreich verteidigte Unabhängigkeit.

1664

(6. Oktober) Unter Glockengeläut rücken die Belagerungstruppen in die Stadt ein. Zuvor wird die Zitadelle der Cyriaksburg durch münsterische Truppen eingenommen, während mainzische Truppenteile alle übrigen Befestigungsanlagen besetzen.

1664

(12. Oktober) Kurfürst Johann Philipp von Schönborn hält feierlichen Einzug in "seiner" Stadt Erfurt. Er nimmt wie seine mittelalterlichen Vorgänger auf dem Petersberg Quartier und bleibt bis zum 18. Dezember. In dieser Zeit schafft er die Grundlagen zur neuen Verwaltung des kurmainzischen Erfurter Staates. Johann Philipp von Schönborn weilt noch zweimal in Erfurt, vom 6. bis zum 20. März und vom 25. März bis zum 28. April 1667.

1664

(15. Oktober) Im Lager vor Erfurt (Bindersleben) wird die Kapitulationsurkunde der Stadt Erfurt von dem Mainzer Bevollmächtigten Philipp Ludwig von Reiffenberg und dem französischen General Franz von Pradel einerseits und von 26 Mitgliedern des Erfurter Rates andererseits unterzeichnet.

1664

(28. Oktober) Rat und Bürgerschaft von Erfurt leisten dem Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn, dem neuen Landherren von Erfurt, den Huldigungs- und Treueeid.

1664-1667

Kurmainzischer Statthalter: Philipp Ludwig Freiherr von Reiffenberg, 1667 abgesetzt wegen Verrats am Kurfürsten, Mißwirtschaft und moralischen Vergehens, auf Lebenszeit eingekerkert, stirbt 1686.

1665

Mit der Stadt- und Landesordnung vom 5. März 1665 wird die Stadtverfassung und -verwaltung neu geregelt. Als oberste staatliche Behörde in der Stadt fungiert die kurmainzische Regierung, an deren Spitze ein Statthalter steht. Die Aufgaben und Befugnisse des städtischen Rates werden eingeschränkt, seine Mitglieder vom Landesherrn ernannt.

1665-1726

Bau der Befestigungsanlage des Petersberges als kurmainzische Zwingburg im Zuge der stärkeren Wiedereingliederung Erfurts in Kurmainz nach Plänen von A. Petrini. Erste Anlage mit 8 Bastionen im neuitalienischen System; Kommandantenhaus, Kasernen und Außenwerk um 1707/26 im Zuge weiteren Anbaus nach Entwürfen von Maximilian von Welsch im Vaubanschen System mit Grabenscheren, Kasematten, Kaponnieren, Minen und Glacis, Ravelins, Lünetten und Hornwerk. 1814/73 Umbau nach preußischen Befestigungssystem.

1667-1674

Kurmainzischer Statthalter: Friedrich von Greiffenklau zu Vollrads; wirkt nach 1674 als Vizedom im Rheingau.

1675

Kurmainzischer Statthalter: Johann Heinrich Daniel Freiherr Ritter von Groenestein.

1675-1679

Kurmainzischer Statthalter: Anselm Franz Freiherr von Ingelheim, 1679 Kurfürst und Erzbischof von Mainz.

1678

Johann Pachelbel (1653-1706), bedeutender und bekannter Musiker, in Erfurt. Zwischen 1678 und 1690 als Organist an der Predigerkirche tätig. Mit seinem kompositorischen kirchlichen, aber auch weltlichen Musikschaffen verlagert sich der Schwerpunkt der Orgelmusik in den thüringisch-sächsischen Raum.

1679-1697

Kurmainzischer Statthalter: Johann Jakob Waldbott von Bassenheim. Er stirbt 1697 und wird in der Wigbertkirche beigesetzt.

1680

Mit Einführung der Stadtlagerbücher werden die Grundstücke innerhalb jeder Spezialgemeinde fortlaufend mit Nummern versehen, ohne daß jedoch die Hausnamen ihre Bedeutung verlieren.

1682/83

In den furchtbaren Pestjahren sterben über 9.400 Menschen in der Stadt. 1683 zählt die Stadt nur noch 7.000 Einwohner.

1685

(4. Juli) Johann Christian Reichart, der Begründer des Erfurter Erwerbsgartenbaus, geboren. Seine Ideen und Bemühungen werden verallgemeinert und in seiner eigenen Gärtnerei angewandt und weitervermittelt. Er entwickelt das System der achtjährigen Fruchtfolge: Gemüse- und Feldfrüchte werden im Wechsel angebaut und damit das Gemüsefeld geboren. Durch neue intensive Produktionsmethoden und bessere Düngung kann Reichert höhere Erträge erzielen. Große Aufmerksamkeit widmet er dem Brunnenkressenanbau und der Samenzucht. Er veröffentlicht das sechsbändige Werk "Land- und Gartenschatz". Am 30. Juli 1775 stirbt er in Erfurt.

1689

(2. März) Der Wunderarzt Johann Andreas Eisenbart erlangt das Bürgerrecht und praktiziert für zwei Jahre als "Stadtarzt zu Erfurt", bevor er 1691 weiterzieht.

1690/91

August Hermann Francke (1663-1717) Diakonus an der Augustinerkirche. Aus Erfurt vertrieben, gründet er 1695 die Franckeschen Stiftungen in Halle.

1699-1702

Kurmainzischer Statthalter: Gottlieb Philipp Josef Faust von Stromberg. Er wirkte als Propst an St. Marien und stirbt 1702. Er wird im Erfurter Dom beigesetzt.

1702-1717

Kurmainzischer Statthalter: Philipp Wilhelm Reichsgraf von Boineburg (beigesetzt in Erfurt, St. Wigbert). Er bemüht sich, Mißstände in der Verwaltung zu beseitigen und das Wirtschaftsleben in der Stadt neu zu beleben. Größere Erfolge zeigen sich jedoch erst nach Jahrzehnten.

1704

Zur Förderung und Belebung des Gewerbes und des Handels wird vom kurmainzischen Statthalter von Boineburg in Erfurt eine Kommerziendeputation gegründet. Mit Gewährung von Konzessionen und Privilegien werden Manufakturen unterstützt, die sich auf neue Gewerbe gründen.

1705-1711

Bau des kurmainzischen Waage- und Packhofes auf dem Anger. Fränkisch beeinflußter Barockbau mit reichem plastischem Schmuck. Im Giebeldreieck St. Martin, Schutzpatron der Stadt. Seit 1883 Städtisches Museum. Die bisherige Waage und die Lagerhäuser in der Waagegasse werden aufgegeben. Alle Waren, die nach Erfurt kommen, müssen hier ausgelagert und verzollt werden.

1711-1720

Bau der Statthalterei in der Regierungsstraße 7 - sie ist Wahrzeichen des kurmainzischen Erfurts, später Sitz der preußischen Regierung. Mittelbau und Westflügel entstehen ab 1711 unter Statthalter Boineburg nach Plänen des kurmainzischen Architekten Maximilian von Welsch in den Formen des süddeutschen Barocks unter einbeziehung der Häuser "Zum Stolzen Knecht" und "Zur Güldenen Flechte". Von 1664 bis 1699 hat die kurmainzische Regierung im "Haus zur Himmelspforte", Marktstraße 6, residiert. 1694/95 erwirbt der Statthalter das 1540 erbaute Renaissancehaus "Zum Stolzen Knecht", das mit dem "Haus zur Güldenen Flechte" einen repräsentativen Komplex bildet.

1715

Neubau der Nikolaikirche in Melchendorf nach gotischem Vorgängerbau. 1899 Erweiterung der Kirche durch Querhaus. 1945 Zerstörung von Turm und Chor durch Bombenangriffe. Danach Wiederaufbau.

1715

Der Maler Jacob Samuel Beck in Erfurt geboren. Mit seinen Stilleben, Porträts, biblischen Szenen und Stadtlandschaften wirkt er nachhaltig auf das Erfurter Kunstschaffen ein. 1735 bis 1776 entstehen in seinem Atelier in der Johannesstraße 36 Ölbilder des "Erfurter Totentanzes", ein aus 56 Gemälden bestehender Zyklus, der bei einem Brand des Evangelischen Waisenhauses im Jahre 1872 vernichtet wird.

1717-1732

Kurmainzischer Statthalter: Friedrich Wilhelm Freiherr von Bicken (in der Wigbertkirche beigesetzt).

1718

Laurentius Silberschlag gründet in der Rosengasse am Löbertor eine Fayencefabrik, die 1722 durch Johann Paul Stieglitz weitergeführt und vergrößert wird. Sie besteht bis 1792. Ihre farbenprächtigen Erzeugnisse finden im In- wie im Ausland Absatz.

1726

Johann Conrad Taschner gründet in der Paulstraße 14 eine der ältesten Wollmanufakturen der Stadt. Sie zählt über einen langen Zeitraum zu den bedeutendsten Unternehmen dieses Wirtschaftszweiges in Erfurt. Das Tuchgewerbe gehört schon bald zu den vorherrschenden Produktionszweigen in der Stadt.

1726

Neubau der Vitikirche in Gispersleben unter Einbeziehung mittelalterlicher Bauteile. 1853 neuer Turmabschluß der Kirche mit Laternen. 1904 und 1976 Innenerneuerung.

1728

Johann Jacob Adlung (1699-1762), überregional bedeutender Musiktheoretiker. Ab 1728 wirkt er als Organist an der Predigerkirche. Als Professor lehrt er am Erfurter Ratsgymnasium Theologie und Logik.

1732-1760

Kurmainzischer Statthalter: Anselm Franz Ernst Freiherr von Warsberg (in der Wigbertkirche beigesetzt).

1735

Ein Dorfbrand vernichtet die Kilianikirche in Gispersleben. 1742-1744 Neubau des Turmes und 1790-1792 des Langhauses der Kirche. 1831 umfassende Baureparaturen und Anbau des Altarraumes. 1980-82 Bau des Gemeindezentrums Martin Niemöller.

1735

Eröffnung des katholischen Krankenhauses im Brühl (heute Ecke Gorkistraße/Brühler Straße) zunächst mit 10 Betten.

1736

(21. Oktober) Eine große Feuersbrunst zerstört zwischen dem heutigen Domplatz, dem Rathaus und der Predigerkirche, über 188 Wohnhäuser sowie die Pfarrkirche Martini intra an den "Langen Stegen". Der Schaden beläuft sich auf über 147.150 Taler.

1736

Erfurt wird durch die Wahl des Erfurter Medizinprofessors Andreas Elias Büchner zum Präsidenten für fast ein Jahrzehnt auch Sitz der noch heute wirkenden "Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina".

1737-43

Bau der Lukaskirche in Bindersleben. 1944 schwere Beschädigung durch Luftangriff. 1991-92 umfassende Arbeiten zur Rettung der Kirche.

1738

Sidonie Hedwig Zäunemann (1714-1740), kaiserlich gekrönte Dichterin, in Erfurt geboren. 1738 erscheinen ihre gesammelten Gedichte unter dem Titel "Poetische Rosen in Knospen", die die Sehnsucht nach Freiheit und Gleichberechtigung in der bürgerlichen Gesellschaft der Aufklärungszeit zum Ausdruck bringen.

1745

Einheitlicher Bau der Elisabethkirche in Stedten.

1749

Nur in drei Erfurter Dörfern wird noch Waid angebaut. Mit dem weiteren Rückgang des Waidanbaus ist ein verstärkter Anbau von Getreide verbunden. Umfangreich ist der Handel mit agrarischen Produkten wie Anis, Mohn, Getreide sowie Gemüse.

1750

Gründung des evangelischen Krankenhauses am Lindenweg. Es wird 1764 mit zwei Krankenräumen und acht Betten eröffnet. 1822 erweitert, ist es der Vorgänger der 1882 errichteten städtischen Krankenanstalten an der Nordhäuser Straße.

1754

Erlaß der Mainzer Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Ostein über die Gründung und Genehmigung der Kurmainzischen Akademie nützlicher Wissenschaften. Sie ist eine der frühesten Gründungen solcher gelehrter außeruniversitärer Forschungsinstitute. Sie beeinflußt neben der Universität das geistige und kulturelle Leben der Stadt. Später werden Goethe, Schiller und die Brüder Humboldt Mitglieder.

1755

In Nachfolge der ehemaligen Kommerziendeputation wird durch den kurmainzischen Statthalter Warsberg eine Merkantilkommission ins Leben gerufen, die zur weiteren Förderung von Wirtschaft, Handwerk und Handel beiträgt.

1756-1763

Im Siebenjährigen Krieg zwischen Preußen und Österreich wird die Stadt, ohne größeren Schaden zu nehmen, mehrfach von beiden Kriegsparteien eingenommen. Die Kriegslasten- und schäden belaufen sich auf über drei Millionen Taler.

1756

Gründung des Botanischen Gartens an der Gartenstraße durch die Universität, die Erfurter Akademie und die Erfurter Blumengesellschaft. Er bietet die Möglichkeit, systematisch Zuchtarbeit auf dem Gebiet des Blumenanbaus zu betreiben.

1756

Jakob Platz, Gründer der ersten großen Erfurter Samen-Exportfirma, eröffnet ein Geschäft in der Johannesstraße 93. Die Handelsgärtnerei beschäftigt sich mit der Anzucht von Levkojen, Lack, Astern, Sommergewächsen, Stauden, Rosen, Obst- und Zierbäumen, Sträuchern und der Anzucht von Gemüsesamen. Für ihre Verdienste um den Gartenbau erhält die Firma 1779 das kurmainzische Privileg. Die Gärtnerei Platz versendet bereits im Jahr 1788 den ersten von Erfurt ausgehenden Samenkatalog.

1756

Eröffnung eines Klinikums der Universität zur unentgeltlichen Behandlung von Stadtarmen (1781 öffentliche Anstalt, 1832 aufgelöst).

1756

Johann Christian Kittel (1732-1809), ein hervorragender Orgelvirtuose, Komponist und Musiktheoretiker, einer der letzten und besten Schüler Bachs, ist ab 1756 als Organist in Erfurt, zuletzt in der Predigerkirche, tätig.

1762

Gründung einer Tabakmanufaktur in der Marktstraße 50 von Livinus van Wynendhal, einem Kaufmann aus Brüssel. 1776 wird sie von Ludwig Hoffmann und Friedrich Triebel übernommen.

1763-1766

Kurmainzischer Statthalter: Karl Joseph Adolf Lukas Freiherr Schenk von Schmidtburg (in der Wigbertkirche beigesetzt).

1763

Der Kaufmann Johann Anton Lucius (1742-1810) gründet auf der Langen Brücke 57/58 eine Wollzeugmanufaktur, die sich zu einem führenden Unternehmen der Tuch- und Wollzeugproduktion entwickelt.

1766-1770

Kurmainzischer Statthalter: Karl Wilhelm Joseph Adam Freiherr von Breitbach zu Bürresheim (in der Wigbertkirche beigesetzt).

1769

Christoph Martin Wieland (1733-1813) hält als Professor der Erfurter Universität von 1769 bis 1772 Vorlesungen über Philosophie, Ästhetik und Geschichte.

1770

(8. Mai) Dr. Johann Bartholomäus Trommsdorff, bedeutender Professor der Erfurter Universität und einer der größten Chemiker und Pharmazeuten seiner Zeit, wird geboren. Nach seiner Lehre als Apotheker übernimmt er 1790 die väterliche Schwanringapotheke auf dem Anger neben der Lorenzkirche. 1795 Herausgeber der ersten pharmazeutischen Lehranstalten. Von 1793 bis 1834 gibt er 53 Bände des "Journals der Pharmacie" heraus. Gründer einer der ersten Fabriken für pharmazeutische Artikel. Verstorben am 8. März 1837 in Erfurt.

1770

Gründung der ersten Freimaurerloge "Sincera Concordia" in Erfurt.

1771

Hungerrevolte in der Stadt. Infolge einer Mißernte und damit zusammenhängender spekulativer Geschäfte mit Getreide durch Bürgermeister Siegmund Lebrecht Hadelich besteht eine große Hungersnot in der Stadt.

1771-1802

Kurmainzischer Statthalter: Karl Theodor Anton Maria Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg, 1802 Kurfürst und Erzbischof von Mainz, 1806 Fürstprimas, später Großherzog von Frankfurt, gestorben 1817 als Bischof von Regensburg. Förderer der kulturellen Bestrebungen in Erfurt, besonders der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. Dalberg zieht u.a. Goethe, Schiller, Wieland, Herder und Wilhelm von Humboldt in seinen Kreis. Mit Dalberg erlischt 1802 die Reihe der kurmainzischen Statthalter in Erfurt.

1772

Nicolaus Heinrich Dornheim, ein bedeutender Erfurter Porträt- und Landschaftsmaler, in Erfurt geboren. Als "Maler der Erfurter Stadtlandschaft" bezeichnet. Er schafft zahlreiche Zeichnungen und Gemälde, die realistische Vorstellungen des alten Erfurt aus der Zeit vom Beginn des 19. Jh. bis zu seinem Tode (9. August 1830) vermitteln.

1772

Der Pädagoge Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811) ist von 1772 bis 1781 Pfarrer an der Andreaskirche. 1786 gründet er die Anstalt der "Philantropen" in Schnepfenthal.

1774

Mit der Aufhebung des Jesuitenordens wird deren 1611 gegründete Schule in ein katholisches Gymnasium umgewandelt. Es hat sich seit 1733 auf dem Grundstück "Zum Starkenhof" in der ehemaligen Rosengasse zwischen der heutigen Schlösserstraße und der Krämpferstraße bei der Lorenzkirche befunden.

1777

Der Erthal-Obelisk auf dem Domplatz wird anläßlich des ersten Aufenthaltes des Mainzer Erzbischofs und Stadtherren Erfurts, des Kurfürsten Friedrich Josef von Erthal, von der Stadt und den Bürgern errichtet.

1777

Der spätere Militärhistoriker und Patriot der Befreiungskriege August Wilhelm Neithardt von Gneisenau (1760-1831) studiert von 1777 bis 1780 in Erfurt.

1780

Johann Wilhelm Häßler (1747-1822), bereits mit 14 Jahren Organist an der Barfüßerkirche, leitet ab 1780 die auf hohem künstlerischen Niveau stehenden ersten öffentlichen Konzerte in Erfurt mit Werken von Bach, Händel, Telemann und Mozart. In den Jahren 1790 bis 1792 musiziert er gelegentlich mit Joseph Haydn in London und geht darauf als kaiserlich russischer Kapellmeister nach Moskau.

1784

An der Südwestecke des Domplatzes in der Nähe der großen Domtreppe wird der älteste noch erhaltene Brunnen Erfurts errichtet. Bekrönt ist er mit der Statue der Minerva, der Städtebeschützerin. Er ist der letzte der ehemals 53 öffentlichen Laufbrunnen, die der Trinkwasserversorgung der Stadt dienen.

1786

Die durch den Statthalter Dalberg eingerichteten Assembleen werden allwöchentlich dienstags von 17 bis 20 Uhr in den Repräsentationsräumen des Statthaltereigebäudes durchgeführt.

1787

Gründung einer Hebammenlehr- und Entbindungsanstalt im Hintergebäude des Hauses "Zum Rosenbaum", Michaelisstraße 30, nachdem schon 1778 bei der Universität ein Lehramt zum Unterricht der Hebammen eingerichtet worden ist. Das Institut ist Vorgänger der 1880 erbauten Landesfrauenklinik.

1789

(27. August) Verkündung der Menschenrechte in Paris. Die Verbreitung eines im Erfurter Buchhandel auftauchenden "Journals für Menschenrechte, Volksrecht und Volksglück" veranlaßt die kurmainzische Regierung, die Zensurmaßnahmen zu verschärfen.

1789

Friedrich Schiller verlobt sich mit Charlotte von Lengefeld im Dacherödenschen Haus, Anger 37/38.

1790

In Erfurt bestehen 8 Manufakturen für Wollwaren und 7 für Bänder.

1791

(25. September) Aufführung des "Don Carlos" im Ballhaus in der Futterstraße, inszeniert durch die Gesellschaft des Weimarer Hoftheaters, unter Beisein des Dichters.

1791

Wilhelm von Humboldt vermählt sich mit Caroline von Dacheröden im Haus ihres Vaters, des ehemaligen preußischen Kammerpräsidenten von Dacheröden (Anger 37/38), einem Doppelhaus aus den Gebäuden "Zum Goldenen Hecht" und "Zum Großen und Neuen Schiff".

1792

Protest von Erfurter Bauern gegen den Einsatz des kurmainzischen Erfurter Regiments "von Knorr", in dem zahlreiche Bauernsöhne des Erfurter Landgebietes dienen, gegen die französische Revolutionsarmee.

1794-1796

Der Jurist und Journalist Georg Friedrich Rebmann (1768-1824) hält sich in Erfurt auf. Hier erscheint die erste Nummer seiner Zeitschrift "Neues graues Ungeheuer". Seine jakobinischen Schriften erregen Aufsehen und Argwohn; sie führen zur polizeilichen Untersuchung und veranlassen ihn zur Flucht nach Paris.

1794

33 Mainzer "Clubbisten" und 24 Offiziere der französischen Revolutionsarmee werden als Geiseln auf der Festung Petersberg interniert.

1795

Die Erfurter Bürger Johann Adam Gottschalk und Moritz Brauer gründen gemeinsam mit dem französischen Emigranten und Schuhmacher Ludwig Soller im Haus "Zum Schweinekopf" am Anger 39 die erste zentrale Produktionsstätte für Schuhwerk.



Quelle der Stadtchronik: Archivrat Bodo Fischer, Stadt- und Verwaltungsarchiv Erfurt


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