Jahr | Ereignis |
um 1470 | Das Erfurter Territorium erreicht 1470 mit ca. 100 Dörfern, Burgen und Vorwerken seine größte Ausdehnung. Mittelpunkt der stadtfernen Ämter sind die Burgen Vargula, Mühlberg, Vippach, Tonndorf und Kapellendorf sowie das Städtchen Sömmerda. Die Wappen von Kapellendorf, Vargula, Vippach und Vieselbach werden in das große Erfurter Stadtwappen übernommen. |
1470 | Älteste Inschrift an der Benignuskirche in Bischleben. 1650 Beseitigung der Schäden des Dreißigjährigen Krieges. 1699 Abschluß des mittelalterlichen Turmes mit barocker Haube. 1716 Neubau des Kirchenschiffes unter Einbeziehung älterer Bauteile. |
1472 | Von den zahlreichen Stadtbränden wirkt der von 1472 am verheerendsten. Fast die Hälfte der Stadt wird in Asche gelegt. Als Hilfsmaßnahme bewilligt Kaiser Friedrich III. 1473 den Trinitatismarkt. |
1473 | Erster nachweisbarer Druck mit beweglichen Lettern im Haus "Zum Roten Stern", Allerheiligenstraße 11, in Gestalt eines Ablaßbriefes. Papst Sixtus IV. gewährt mit ihm jenen Ablaß, der zum Wiederaufbau der bei dem Stadtbrand von 1472 zerstörten Kirchen beiträgt. Erfurt, älteste Druckerstadt im mitteldeutschen Raum, ist nach Nürnberg, Straßburg, Köln, Basel und Augsburg der wichtigste deutsche Druckort. |
Mit ca. 18.000 bis 20.000 Einwohnern entwickelt sich die Stadt in diesen Jahrhunderten zu einer Stadt im Range einer mittelalterlichen Großstadt. Sie erreicht damit den Gipfel ihrer wirtschaftlichen, politischen und geistig- kulturellen Entwicklung im Mittelalter. | |
seit 1475 | Verstärkte Bestrebungen von Kurmainz und Kursachsen, Erfurt seiner weitgehenden Unabhängigkeit zu berauben. |
1476 | Jodocus Trutfetter (1460-1519), bedeutender deutscher Spätscholastiker, "Fürst der Dialektiker", bezieht die Universität Erfurt. Er wird 1484 zum Magister artium promoviert und wendet sich anschließend dem Studium der Theologie zu. Von 1493-1501 ist er Pfarrer zu St. Andreas und 1493/94, 1499/1500 Dekan der artistischen Fakultät. Er wird 1501 zum Rektor der Universität gewählt und erlangt 1504 die theologische Doktorwürde. Trutfetter ist einer der hervorragendsten deutschen Repräsentanten der spätmittelalterlichen "via moderna". |
1480 | Bau der Cyriaksburg auf der strategisch wichtigen Höhe zum Schutz der Stadt. Das seit 1123 dort befindliche Kloster der Benediktinerinnen wird an die Andreaskirche verlegt. |
1483 | Durch die erstarkende Territorialgewalt wird die Stadt gezwungen, Verträge zu schließen, die ihre ökonomische und politische Stellung nachhaltig schwächen und nachhaltig beeinflussen. (6. April) Im Vertrag von Amorbach bestätigt der Mainzer Elekt Adalbert von Sachsen die Privilegien Erfurts, während dieser die Abhängigkeit von Mainz umfassend anerkennt. Im Vertrag von Weimar, den der Rat, ebenfalls 1483, mit Sachsen abschließt, begründen die Wettiner ihre Schutzherrschaft über Erfurt. An beide Landesfürsten muß die Stadt hohe Entschädigungssummen zahlen. |
1484 | Bartholomaeus Arnoldi von Usingen (1465-1532), bedeutender deutscher Spätscholastiker, bezieht 1484 die Universität Erfurt, wird 1491 zum Magister artium promoviert, wird 1504 Dekan der artistischen Fakultät und gehört als Professor der Philosophie über dreißig Jahre lang dem Lehrkörper der Universität an. Durch seine zahlreichen wissenschaftlichen Werke erlangt er vor allem für die spätscholastische Logik eine besondere Bedeutung. |
1486 | Conrad Mutianus Rufus (1470-1526), führender deutscher Humanist, läßt sich an der Erfurter Universität immatrikulieren und wird 1492 zum Magister artium promoviert. 1498 erlangt er den Grad eines Doctor decretorum. Durch Spalatins Vermittlung tritt er 1503 die Nachfolge Marschalks als Führer der humanistischen Bewegung in Erfurt an und begründet den ersten Mutianischen Kreis. Als Vorkämpfer einer umfassenden Glaubenserneuerung macht er Erfurt zur Geburtsstätte eines neuzeitlichen deutschen Geisteslebens. |
1486 | Die Erfurter Schützengilde, der älteste bekannte Erfurter Verein, wird gegründet. |
1488 | (21. April) Ulrich von Hutten, konsequenter Vertreter des Humanismus und engagierter Kämpfer für die nationale Einheit, wird geboren. Seit 1499 im Kloster Fulda, wird er von den Fuldaern Benediktinern wahrscheinlich schon 1502 zum Studium nach Erfurt geschickt. Hier ist Crotus Rubianus sein Lehrer, und hier freundet er sich mit Eobanus Hessus an. Auf Anregung von Crotus Rubianus verfaßt Hutten 1515 den zweiten Teil der "Dunkelmännerbriefe" ("Epistolae obscurorum virorum"). |
1488 | (6. Januar) Eobanus Hessus, "König der Humanisten", wird geboren. Hessus besucht 1504 die Universität Erfurt, wird 1507 Rektor der Stiftsschule St. Severi und wird 1509 zum Magister artium promoviert. Schon dem ersten Mutianischen Humanistenkreis angehörend, nimmt er 1516 lebhaft Anteil am Reuchlinschen Streit und tritt 1516 als Nachfolger Mutians die Führung des Humanistenkreises an. In der Bohlenstube "Zur Engelsburg" sammelt er führende Humanisten zu Streitgesprächen. Verstorben am 4. Oktober 1540 in Marburg. |
1497 | Der kursächsische Schutzherr und der kurmainzische Stadtherr sind bestrebt, weitere, über die Verträge von Weimar und Amorbach hinausgehende Vorteile zu erlangen. Eine Vereinbarung zwischen dem Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg und der Stadt, die sogenannten Concordata Bertholdi, zeugen von den Erfolgen, die Kurmainz gegenüber der Selbständigkeit der Stadt erreicht hat. Erstmals wird festgelegt, daß dem Erzbischof fortan als der "Stat Erffurt Erbherrn" zu huldigen sei. |
1497 | Guß der "Großen Glocke", der "Gloriosa", jenes weltbekannten Schatzes des Erfurter Doms, durch den berühmten Glockengießermeister Gerhard van Wou aus Kampen. Der Durchmesser beträgt 2,57 Meter, die Höhe 2,50 Meter mit Krone, das Gewicht rund 228 Zentner. |
1499/1501 | Der Buchdruck gelang mit dem Vordringen des Humanismus zu größerer Verbreitung. Wolfgang Schenk druckt 1499 im Haus "Zum schwarzen Horn", Michaelisstraße 47, ein Buch von Nikolaus Marschalk, das erstmals in größerem Umfang griechische Texte enthält. Zwei Jahre später gibt er das erste griechische Lehrbuch in Deutschland heraus. |
um 1500 | Der 1373 begonnene Bau eines zweiten Mauerringes, der die Vorstädte einschließt, wird abgeschlossen. |
Ende des 15. Jh. |
Das einst blühende Wirtschaftsleben der Stadt hat seinen Höhepunkt überschritten, beeinträchtigt durch das allgemeine Erstarken der Territorialmächte, die Verlagerung der Handelswege und die Erteilung der Messeprivilegien an die Stadt Leipzig. Trotz Verpfändung des Reichslehens Kapellendorf (1507) an Sachsen können die finanziellen Verpflichtungen der Stadt nicht mehr erfüllt werden. Der Rat muß die Zahlungsunfähigkeit eingestehen. Der Zorn der Bürger löst einen Aufstand der wachsenden Oppositionsbewegung aus. |
1500-1520 | Wirken des Erfurter Humanistenkreises, der sich zunächst um Nikolaus Marschalk, dann um Mutianus Rufus (Conrad Muth) und schließlich um Eobanus Hessus schart. Die Hohe Schule wird eines der geistigen Zentren des Humanismus, der, von Italien ausgehend, eine gesamteuropäische Bewegung wird. |
1500 | Johannes Lang (1487-1548), protestantischer Kirchenreformator von Erfurt, bezieht die Universität Erfurt. Er unterhält schon frühzeitig Beziehungen zu den dortigen Humanisten. Im Jahre 1506 tritt er in das Erfurter Augustinerkloster ein, wo er mit Martin Luther Freundschaft schließt. 1511 wird er mit diesem zusammen nach Wittenberg versetzt. Er wird 1512 zum Magister artium promoviert, wird Professor für Ethik und wendet sich gleichzeitig dem Studium der Theologie zu. Im Jahre 1516 wieder nach Erfurt zurückgekehrt, wird er in das Amt des Priors des Augustinerklosters eingeführt. Seit Luthers Thesenanschlag gehört Lang zu den frühesten und eifrigsten Vorkämpfern der Reformation in Erfurt. |
1501-1511 | Martin Luther verbringt entscheidende Jahre seines Lebens in Erfurt. Immatrikulation 1501 an der Erfurter Universität. 1502 Baccalaureat. 1505 Magister artium. 1505 Eintritt in das Augustinerkloster. 1507 zum Priester geweiht (wahrscheinlich in der Kilianskapelle am Dom). Er bleibt - mit Unterbrechung - bis 1511 in Erfurt. In späteren Jahren hält er sich mehrmals in Erfurt auf. |
1505 | Georg Sturtz (1490-1548), Mediziner und Mäzen des Erfurter Humanismus, läßt sich an der Erfurter Universität immatrikulieren. Im Jahre 1521 wird er zum Magister artium promoviert, wendet sich dem Medizinstudium zu und wird 1523 zum Rektor der Universität gewählt. Im selben Jahr erlangt er in Wittenberg den medizinischen Doktorgrad und wird 1523/24 und 1527 zum Dekan der Erfurter medizinischen Fakultät gewählt. Als angesehener Universitätsprofessor tätig, bekleidet er auch 1530, 1537, 1539, 1541, 1542 und 1547 das Amt eines Dekans der medizinischen Fakultät. |
1509/10 | "Tolles Jahr" von Erfurt. Kämpfe der Bürgeropposition gegen die patrizische Ratsherrschaft. Die Gefrunden werden zeitweilig aus dem Rat vertrieben. Der Obervierherr Heinrich Kellner, mehrmals persönlich verhört, wird nach Gefängnishaft am 28. Juli 1510 hingerichtet. Die Veränderung der Ratsverfassung, die sogenannte "Regimentsverbesserung", wird in einer umfangreichen Urkunde niedergelegt. |
1510 | Bewaffneter zusammenstoß zwischen Studenten und Bürgern. Universitätsgebäude und Bibliothek werden beschädigt. |
1511-1515 | Bau des "collegium maius" der Erfurter Universität in der Michaelisstraße. Am 9. Februar 1945 durch Bombenangriff zerstört, Portal 1983 rekonstruiert. |
1513 | Georg Faust (Doktor Faust), vermutlich um 1480 in Süddeutschland geboren, erwirbt sich für seine Zeit beachtliche Kenntnisse und führt als Gaukler und Scharlatan ein bewegtes Leben. Sein unruhiges Leben führt ihn auch nach Erfurt, wo ihn 1513 der Humanist Mutianus Rufus bezeugt und als Wahrsager, Narren und Prahlhans bezeichnet. Bei einem späteren Aufenthalt Fausts in der Stadt soll der Franziskaner Conrad Klinge vergebens versucht haben, ihn zu bekehren. |
1516 | Eobanus Hessus übernimmt die Führung des Humanistenkreises. Man versammelt sich im Haus "Zur Engelsburg", Allerheiligenstraße 21, das dem Mediziner Georg Sturtz gehört. |
1518 | Das weltweit erste Rechenbuch vom Rechenmeister Adam Ries wird der Öffentlichkeit vorgestellt. |
ab 1520 | Die Reformation beginnt sich in Erfurt im Sinne Martin Luthers durchzusetzen. |
1521 | (6.-8. April) Auf dem Weg zum Reichstag in Worms kommt Martin Luther nach Erfurt. Er wird begeistert von Universität und Bevölkerung begrüßt. Unter großen Zulauf predigt er in der Kirche des Augustinerklosters (7. April); der Rektor der Universität, Crotus Rubianus, gibt ihm zu Ehren einen Empfang. |
1521 | (Juni) In einem dreitägigen "Pfaffensturm" verwüsten Studenten und Bürger sowie Bauern aus dem Landgebiet mehr als 40 Kurien des Klerus auf dem Domhügel. Die Aktion richtet sich gegen die Sonderstellung der Priester und fordert, daß sie die bürgerlichen Lasten mittragen sollten. Martin Luther kritisiert das verspätete bewaffnete Eingreifen des Rates gegen die Aufrührer. |
ab 1521 | Die Bedeutung der Universität geht besonders infolge der konfessionellen Gegensätze zurück. |
1522 | (22. Oktober) Martin Luther predigt in der Kaufmannskirche und der Michaeliskirche. |
1522 | Drucklegung des zweiten verfaßten Rechenbuches von Adam Ries in der Werkstatt von Mathes Maler im Haus "Zum schwarzen Horn", Michaelisstraße 47. |
1525 | Die bis dato erschienenen zwei Rechenbücher von Adam Ries werden in 2. Auflage in der Werkstatt von Mathes Maler im Haus "Zum schwarzen Horn", Michaelisstraße 47 gedruckt. |
1525 | Bauern des Erfurter Landgebietes (ca. 4.000) ziehen am 28. April durch das Augusttor in die Stadt ein und zerstören Mainzer Verwaltungseinrichtungen und Hoheitszeichen. Es entsteht ein Bürgerausschuß. In Zusammenwirken mit einem Bauernausschuß werden 28 Artikel aufgestellt und ein "Ewiger Rat" gebildet. Am 6. Juni regiert in Erfurt wieder der alte Rat. Todesurteil gegen vier Bauernführer. Alle anderen bäuerlichen Teilnehmer am Aufstand werden zur Zahlung von hohen Geldbußen verurteilt. |
1528 | Ein Anschlag Hans Römers und anderer ehemaliger Kampfgefährten Thomas Müntzers auf die Stadt zur Errichtung einer Täuferherrschaft schlägt fehl. Der Plan wird verraten, zwölf Verschwörer werden festgenommen und hingerichtet. |
1530 | Vetrag von Hammelburg: Der Erzbischof von Mainz, Albrecht von Brandenburg, verlangt die endgültige Wiederherstellung seiner weltlichen Rechte. Die Stadt muß für die während des Bauernkrieges und anderer Unruhen entstandenen Schäden Ersatz leisten. Kompromiß in den Religionsfragen. 8 Pfarrkirchen, darunter die zwei Stiftskirchen Dom und Severi, werden den Katholiken zugesprochen, die auch im Besitz der Kirchen der noch bestehenden Klöster bleiben. Die übrigen Kirchen werden den Evangelischen zugesprochen. |
1555 | Im Augsburger Religionsfrieden wird das Prinzip "Cuius regio, eius et religio" ("Wes das Land, des der Glaube") vereinbart. Der Rat erhebt Protest gegen das Augsburger Interim von 1548, da dieses dem Erzbischof als Handhabe dient, den Hammelburger Kompromiß in der Religionsfrage anzufechten und weitgehende politische Rechte zu fordern. Der Erzbischof verzichtet auf die Katholisierung in Erfurt. |
2. Hälfte des 16. Jh. |
Ökonomischer Aufschwung der städtischen Wirtschaft. Die Waidgeschäfte nehmen einen vorderen Platz ein. Der wirtschaftliche Aufschwung geht mit einer regen Bautätigkeit einher. Zahlreiche Bürgerhäuser entstehen im Renaissancestil, so das Haus "Zum Roten Ochsen" (1562) und das Haus "Zum Breiten Herd" (1584) am Fischmarkt, das Haus "Zum Stockfisch" (1607) in der Johannesstraße und das Stotternheimsche Palais (1612) am Anger. |
1561 | Gründung des evangelischen Ratsgymnasiums in den Konventsgebäuden des säkularisierten Augustinerklosters.. |
1566 | Aufgrund einer Stiftung von zehn vermögenden Erfurter Bürgern wird an der Universität eine theologische Professur Augsburgischer Konfession errichtet. Die Erfurter Alma mater ist die einzige in jener Zeit, an der katholische und evangelische Theologie gelehrt werden. Die Universität ist so ein Spiegelbild der Konfessionsverhältnisse in der Stadt. |
1579 | Ein Waidregister weist in 49 Erfurter Dörfern den Waidanbau nach. Der Anbau der Waidpflanze (Isatis tinctoria) ist in den Dörfern des Thüringer Beckens sehr verbreitet, und der Thüringer Waid gilt als besonders gut. Vom 13. bis zum 16. Jh. steht der Waidanbau in den ca. 300 mittelthüringischen Dörfern in Blüte. Zum großen Teil im Fernhandel geht der Farbstoff nach Görlitz, Nürnberg, Lübeck, nach Flandern und anderen deutschen und europäischen Zentren der Tuchproduktion. |
1591 | Das Aufblühen der Wirtschaft läßt die städtischen Finanzen endgültig gesunden und Erfurt wieder zu einem gesuchten Gläubiger werden. Nachdrücklich unterstützt dies das selbstbewußte Auftreten der Stadt gegenüber dem Erzbischof. Der Rat läßt auf dem Fischmarkt ein Renaissance-Standbild auf hoher Säule, den sogenannten "Roland", ursprünglich "Römer", errichten "... zum Beweißtum ihrer Freiheit, so die Stadt von alten Zeiten her gehabt". |
1608 | Bau eines ersten Schützenhauses am Löbertor. 1724 wird dieses erneuert und erweitert. |
1616 | Bau einer hölzernen Kapelle in Rhoda. 1708- 1714 Errichtung der Kirche "Zum Guten Hirten". 1983 Erneuerung des Innenraumes. |
1618 | Endgültige Verträge zwischen dem Mainzer Erzbischof Johann Schweikard von Kronberg und der Stadt Erfurt bestätigen die schon früher gegebene Religionsversicherung und erweitern sie ausdrücklich auf das Erfurter Landgebiet. Zur staatsrechtlichen Stellung der Stadt wird festgelegt, daß sie Eigentum des Erzstifts sei und auf jegliche Reichsstandschaft verzichte. |
1626 | Der Dreißigjährige Krieg und Unterwerfung der Stadt durch Kurmainz |
1627 | Die Stadt kauft ein zweites Mal einen Schutzbrief. Er wird mißachtet. Die Bauern der Erfurter Gebiete werden ausgeplündert, mißhandelt, viele werden getötet. Von Erfurt kann die Gefahr abgewendet werden. Die Stadt bringt an Auslagen für Verpflegung und Quarrtier 186.000 Taler auf. |
1631-1635 | Die Schweden halten die Stadt Erfurt besetzt. Nach der Niederlage der kaiserlichen Truppen am 17. September 1631 bei Breitenfeld hält König Gustav II. Adolf von Schweden Einzug in die Stadt (2. Oktober). Der Rat empfängt den König ehrerbietig vor dem Gasthof "Hohe Lilie", wo er Quartier nimmt. Die Stadt wird zu einer starken schwedischen Festung ausgebaut. |
1631 | (4. Oktober) Der Erfurter Rat und die Vormunden der Viertel, Handwerke und Gemeinde leisten dem schwedischen König ihren Huldigungseid und sichern ihm Bündnistreue bis Kriegsende zu. In einem Revers bestätigt er der Stadt alle Rechte und verheißt, Stadt und Gebiete "königlich (zu) schützen und (zu) schirmen". |
1632 | (19. Oktober) Auf Betreiben des Erfurter Rates fertigt der König von Schweden Gustav II. Adolf eine Urkunde aus, in der er Rat und Bürgerschaft alle Rechte des Erzbischofs überträgt: die Kirchendörfer, den Mainzer Hof, die Stifte, Klöster und katholischen Pfarrkirchen - doch "in allerweg vorbehaltlich" der schwedischen Oberhoheit. |
1632 | (16. November) In Erfurt, im Haus "Zum Schwarzen Löwen", Anger 11, erhält die Gemahlin des Schwedenkönigs Maria Eleonore die Nachricht vom Tode Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen. |
1635 | Der Rat der Stadt muß den ihm von Gustav II. Adolf geschenkten mainzischen Besitz nach dem Frieden von Prag wieder herausgeben. |
1637-1650 | Die Stadt Erfurt wird unter ihrem Feldherren Johann Banér erneut von Schweden besetzt. Die Rechte des Erzbischofs und der katholischen Geistlichkeit werden nicht angetastet. Während der in Münster und Osnabrück geführten Friedensverhandlungen wird die Reichsstandschaft nicht erreicht ("Westfälischer Friede" von 1648). |
1640 | Seit 1640 wirken Angehörige des Musikergeschlechts Bach in Erfurt. Die Eltern Johann Sebastian Bachs werden in Erfurt geboren, heiraten 1668 in der Kaufmannskirche. |
1650 | (7. November) Kaiser Ferdinand III. bestätigt den zwischen dem Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn und der Stadt Erfurt gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedensvertrages am 18. Juli 1650 abgeschlossenen Restitutionsrezeß, der in die Bestätigung inseriert ist. Der umfangreiche Vertrag bestätigt Kurmainz alle Rechte in Erfurt, wie es sie vor 1618 besessen hatte. |
1658 | Die Jesuiten kehren nach Erfurt zurück und verstärken ihre Arbeit. 1658 hat das Kolleg 12 Mitglieder: sechs mit der Seelsorge beschäftigte Priester, zwei Magister und vier Brüder. |
1662 | Eine kaiserliche Kommission verlangt die Herausgabe des Rezesses, der keine Schmälerung städtischer Rechte gegenüber dem Erzbischof zulassen soll, und verurteilt den Rat zu einer Buße von 4.800 Talern. Die Bevölkerung protestiert, und die kaiserliche Kommission muß fliehen. |
1662 | (22. September) Der Erfurter Rat warnt die Bürgerschaft vor Unruhen und Zwiespalt und fordert zu Einigkeit und Gehorsam auf. Die Aufforderung des Rates bezieht sich auf ein Mandat des Kaisers vom 2. Februar 1662, mit dem der Rat aufgefordert worden war, "daß derselbe mit angelegenem Fleiß darob seyn solle, damit künftig alhier Factiones, Ärgernis und Weitläufigkeit verhütet und wieder die, so darzu Ursach geben, hiesigen Statutis gemäß mit nachdrücklichem Ernst und Straffe verfahren werde". |
1663 | (28. September) Der Reichsherold erscheint, um die Reichsacht zu verkünden. Bereits am Stadttor wird er "von rasenden... bürgerschaft gar übel empfangen", arretiert und schließlich fortgejagt. Mit der "Real-Exekution" der Acht wird vom Kaiser der Erzbischof von Mainz beauftragt. |
1663 | (6. November) Truppen des Erzbischofs von Mainz erscheinen vor den Toren Erfurts. Sie ergreifen bei Gispersleben zwei Erfurter Bürger, foltern und erhängen sie. Die mainzischen Soldaten werden durch die Bürgerwehr zurückgeschlagen. |
1663 | (20. November) Der Ratsherr Volkmar Limprecht, der die Belange des Erzstifts vertritt, wird hingerichtet. Die Übergriffe der mainzischen Soldaten lösen einen Aufstand aus, der sich gegen mainzfreundliche Ratsherren richtet. |
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