Jahr | Ereignis |
100.000-5.000 v.u.Z. | Der Erfurter Raum wird in der Altsteinzeit von nomadisierenden Jägern und Sammlern aufgesucht. Ein faustkeilartiger Feuersteinartefakt, der älteste archäologische Fund aus der Kiesgrube (Geraschotter) in Erfurt-Nord, bezeugt menschliche Spuren aus der Altsteinzeit um 100.000 v. Chr. Der Fund gehört zu den ältesten Universalgeräten der ersten Menschheitsepoche. |
8.000-5.000 v.u.Z. | In der mittleren Steinzeit (Mesolithikum) wurden die Gera-Auen, das spätere Erfurter Stadtgebiet, von mittelsteinzeitlichen Jägern bewohnt und bejagt. Das Fundinventar dieser Zeit besteht vor allem aus kleinen Feuersteingeräten wie Pfeilspitzen, Messern und Klingen. Eine Geröllhaue von Erfurt-Bischleben läßt die Durchlochungstechnik erkennen. |
5.000-1.800 v.u.Z. | In der mittleren und der Jungsteinzeit (Neolithikum) vollzieht sich im Erfurter Raum der Übergang zu Feldbau, Viehhaltung und Vorratswirtschaft. Die Besiedlung verweist auf zunehmende Seßhaftigkeit der Bevölkerung. Die natürlichen Umweltbedingungen im Erfurter Becken begünstigen Ackerbau und Viehzucht. Siedlungen befinden sich zunächst nicht in den Niederungen (die Gera-Aue ist noch sehr sumpfig), sondern vor allem auf den fruchtbaren Löß- und Schwarzerdeflächen am Nordhang des westlichen Steigerwaldes, auf der Hochfläche südwestlich des Petersberges, auf dem Gelände am linken Steilufer der Gera im Nordwesten der Stadt und auf dem Westhang des Roten Berges. |
ab etwa 5.000 v.u.Z. | Die Siedlungen der Bandkeramiker haben länger als ein Jahrtausend Bestand. Die reichhaltigen Funde dieser Kulturen können im Erfurter Steigergebiet, in der heutigen Kantstraße, der Geibelstraße und der Freiligrathstraße geborgen werden. Eine weitere Siedlung lag auf dem Gebiet der Rudolfstraße; aber auch der Süd- und Westhang des Roten Berges war von Bandkeramikern besiedelt. |
Am Ende des Neolithikums siedeln im Erfurter Raum Träger der Saale-Schnurkeramiker und der Glockenbecherkultur. Zahlreiche Sachzeugen der Schnurkeramik, insbesondere in Gräbern, werden bei Gispersleben-Kiliani, am Roten Berg, an der Günter- und der Rudolfstraße und in Neudaberstedt gefunden. Die der Kultur der Schnurkeramik folgende Glockenbecherkultur ist durch Funde aus Erfurt-Nord und vom Roten Berg belegt. | |
Die frühbronzezeitliche Aunjetitzer Kultur, die sich aus den einheimischen spätneolithischen Kulturen (Schnurkeramik und Glockenbecherkultur) unter Einflüssen aus Böhmen entwickelte, ist in Erfurt mehrfach belegt. Zwei typische Gefäße dieser Kultur sind vor dem ehemaligen Andreastor und in einer Kiesgrube in Erfurt-Nord gefunden worden. | |
Die insbesondere südlich des Thüringer Waldes verbreitete Hügelgräberkultur der mittleren Bronzezeit ist an zwei Fundstellen am ehemaligen Südfriedhof und am Roten Berg vertreten. Ackerbau und Viehzucht und eine hochentwickelte Schafzucht bilden eine bedeutende Wirtschaftsgrundlage. | |
Im Zuge großer Völkerbewegungen auf dem europäischen Kontinent werden Einflüsse aus Süddeutschland im Erfurter Raum wirksam. Um 1.200 v.u.Z. entsteht eine spätbronzezeitliche Kultur, die nach dem neuen Bestattungsbrauch, der Brandbestattung, als Urnenfelderkultur bezeichnet wird. Der Bestattungsritus dieser Zeit sieht sowohl die Körper- als auch die Brandbestattung vor. Im Thüringer Becken entwickelt sich aus der Hügelgräberkultur die Unstrutgruppe. Auf dem Wiesenhügel in Erfurt-Südost ist eines der größten deutschen Gräberfelder dieser Epoche mit mehr als 300 Gräbern freigelegt worden. | |
Eine intensive Besiedlung des Erfurter Raumes in der jüngeren Bronzezeit ist durch eine große Funddichte belegt. Die Fundgebiete liegen ähnlich denen der Steinzeit wieder am Steiger-Nordhang und in Erfurt-Nord, am heutigen Nordbahnhof und am Roten Berg. | |
800 v.u.Z.- Beginn u.Z. | Auch im Erfurter Raum vollzieht sich der Übergang zur Eisenverarbeitung seit dem 8. Jh. v.u. Z.. Der neue Rohstoff, aus Raseneisenerz mit einfachen Schmelzverfahren gewonnen, fand erstmals bei der Herstellung von Werkzeugen und Waffen Verwendung. Spezialisierung der Handwerker und zunehmende Arbeitsteilung führen zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen in der Bevölkerung. Im Thüringer Becken war die "Thüringische Kultur" der älteren Eisenzeit verbreitet. Eine bedeutende Siedlung lag am linken Ufer der Gera im Bereich des Andreastores. |
500 v.u.Z.- Beginn u.Z. | Die im südlichen Mitteleuropa verbreitete La-Tène-Kultur gewinnt auch im Thüringer Becken an Einfluß. Es entsteht ein Kontaktgebiet zwischen den aus Süden vordringenden Kelten und den im Norden siedelnden Germanen. Seit dem 2. Jh. v.u.Z. war der Raum um Erfurt im Besitz der Germanen. Siedlungen und Funde dieser Zeit sind in Möbisburg, in der Nähe von Alach und an mehreren Stellen im heutigen Stadtgebiet belegt. |
1.-4. Jh. | Zu Beginn der Zeitrechnung siedeln im Erfurter Raum die zum elbgermanischen Kreis gehörenden Hermunduren. Ihr Name ist bis zum Ende des 2. Jh. überliefert. Archäologische Funde lassen erkennen, daß sie in dem Stamm der Thüringer fortleben (W. Timpel). Siedlungen werden im heutigen Stadtgebiet mehrfach angeschnitten (Futterstraße, Huttenplatz, Franckestraße, und Johannismauer, Regierungsstraße). Sie liegen in der Nähe ehemaliger Gera-Furten an historisch erschlossenen alten Verkehrswegen, die das Erfurter Gebiet mit anderen Siedlungen verbinden. |
375-700 | Der Stamm der "Thoringi" ist erstmals um 400 in der Überlieferung nachzuweisen. Es findet um 500 seinen politischen Ausdruck im Thüringischen Königreich, dessen Machtbereich sich weit über das heutige Land Thüringen hinaus erstreckte. Unter der Herrschaft des thüringischen Königs Herminafrid erstarkt das Thüringerreich. Nach Erkenntnissen aus Bodenfunden (W. Timpel) gehörte Erfurt zu den Kerngebieten des Reiches. Reiche Gräber weisen auf das Gebiet um Gispersleben hin. |
531-533 | Gemeinsam mit den Sachsen erobern die Franken das Thüringerreich. Sein südlich gelegener Teil, und damit auch das Erfurter Gebiet, kommt nach der Schlacht bei Burgscheidungen an der Unstrut 531 unter fränkische Oberhoheit. Die Franken erkannten die Bedeutung Erfurts für den thüringischen Raum und legen im Grenzgebiet zu den Sachsen und den Slawen einen administrativen und militärischen Stützpunkt auf dem Petersberg an, aus dem sich ein fränkischer Verwaltungssitz entwickelt. |
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