Im Zentrum Erfurts, dem Fischmarkt, befindet sich das Rathaus. Es wurde von 1870 bis 1875 errichtet und zwar an der gleichen Stelle, auf der schon das alte Rathaus gestanden hatte. Von diesem alten Gebäude, das seit der frühen Gotik bis zur ausgehenden Renaissance erbaut worden war, ließ der Magistrat einen Teil im Jahre 1830 und den Rest 1869/1870 abbrechen. Anlaß zu der Zerstörung dieses stilvollen und traditionsreichen Gebäudekomplexes waren sein schadhaftes Dach sowie das unansehnlich gewordene und als nicht mehr zeitgemäß empfundene Innere des Hauses. Vierzig Jahre dauerte es, bis die finanziellen und bürokratischen Schwierigkeiten überwunden waren, um etwa die Hälfte der heutigen Baugruppe des Rathauses zu errichten. Ihre Erbauer glaubten, mit einer anspruchsvollen, gotischen Formen nachahmenden Fassade und spitzbogigen Gewölben im Treppenhaus den Charakter des Alten wieder aufzunehmen.
Damit wurde das neue Gebäude aber nur ein typisches Kind einer Zeit, in der die Baumeister die schöpferische Linie der guten deutschen Bautradition verlassen hatten. Das Rathaus besitzt einen sehenswerten Fest- und Sitzungssaal mit Historienbildern zur Stadtgeschichte von 1878 bis 1882. Auch das Treppenhaus ist mit zahlreichen großen Wandgemälden, die der Thüringer Sagenwelt entstammen, verziert.
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