Im Turm des Erfurter Mariendom befinden sich 9 verschiedene Glocken, darunter die große Glocke Gloriosa. Sie ist mit einem Gewicht von 11.450 kg, einem Durchmesser von 2,57 m und einer Höhe von 2,00 m die größte frei schwingende mittelalterliche Glocke der Welt, und die zweitgrößte Glocke Deutschlands. Sie wurde auf dem Hof zwischen Dom und Severi- kirche am 08.Juli 1497 vom niederländischen Glocken- und Geschütz- gießer "Gerhard Wou van Kampen" gegossen. Sie ist nicht nur durch ihre Klangschönheit und Klangfülle, sondern auch durch die Friese aus Rosetten- und Weinlaub zwischen Ringlinien, durch die Wahl der Schrifttype und die beiden gleichgeformten Reliefs der Madonna im Strahlennimbus eine der vollendetsten Glocken. 1984 entdeckte man Risse an der Flanke und am Schlagring. Sie mußte daher 1985 in einem komplizierten Spezialverfahren an Ort und Stelle geschweißt werden. Am 15.August 2002, 19.00 Uhr läutete die Gloriosa zum letzten mal. Risse, welche seit Jahren das Mauerwerk der Domtürme durchziehen, werden durch eine aufwendige und kostspielige Sanierung beseitigt. Die Vorbereitungen zur Rettung der beiden Türme liefen schon seit über 20 Jahren. Bis zur Beendigung der Baumaßnahmen, welches voraussichtlich Ostern 2004 sein wird, schweigt die Gloriosa. Donnerstag den 08.Juli 2004, gegen 11.00 Uhr verließ die Gloriosa zum ersten Mal nach 507 Jahren ihren angestammten Platz aus dem Glocken- turm des Erfurter Doms. Sie wurde mittels Spezialkran aus diesen heraus gehoben, und nahm die Reise per Tieflader ins bayerische Nördlingen auf. Dort wird ein 8 cm langer Haarriss in der traditionsreichen Glockengießer- werkstatt "Lachenmeyer" repariert. Bei der Rückkehr der Gloriosa am 09.September 2004 herrschte strahlender Sonnenschein in Erfurt. Bevor sie ihren angestammten Platz unter Orgelklängen, improvisiert von Domorganist Silvius von Kessel, einnehmen konnte wurde sie auf den Domstufen von Bischof Joachim Wanke in Empfang genommen und drei Mal angeschlagen.